© Stadt MeppenDer Arbeitskreis Häusliche Gewalt, Gremium des Kommunalen Präventionsrates der Stadt Meppen, hatte die Idee zu dieser Ausstellung „der besonderen Art“. „Wir öffnen unsere Augen nicht nur für dieses sehr wichtige Thema - mit unserer ‚Schutzmeile Häusliche Gewalt‘ sorgen wir für eine deutliche Sichtbarkeit. Man sei sehr positiv überrascht gewesen, wie gut die Resonanz auf dieses Vorhaben gewesen ist. Die Geschäftsbetreibenden in der Innenstadt hätten sich umgehend und sehr engagiert bereiterklärt, dieses Vorhaben zu unterstützen und ein Schaufenster zur Verfügung zu stellen, so Elisabeth Mecklenburg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Meppen und Sprecherin des Arbeitskreises.
Hartmut Bruns, Polizei Meppen und zuständig für den Bereich Kriminalprävention, betonte im Rahmen der Ausstellungseröffnung, dass es mit der Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002 einen Paradigmenwechsel gegeben habe. Bis dato sei häusliche Gewalt quasi nicht verfolgt worden bzw. es fehlte schlichtweg an der Rechtsgrundlage, die ein Einschreiten legitimiert hätte. In diesem Jahr seien bereits mehr als 100 Fälle häuslicher Gewalt in Meppen zur Anzeige gebracht worden. Über die Dunkelziffer, also die Fälle, die im Verborgenen bleiben, ließe sich nur spekulieren. Mit der aktuellen Ausstellung verbindet Hartmut Bruns die Hoffnung, dass mehr Opfer „aus dem Dunkelfeld“ hervortreten.
Häusliche Gewalt kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Es ist häufig ein Komplex aus sexualisierten, körperlichen und psychischen Gewalthandlungen, die ineinandergreifen. Jede vierte in Deutschland lebende Frau hat bereits häusliche Gewalt erfahren. Die Hälfte der Frauen, die seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, haben diese durch den (Ex-) Partner erfahren. Darüber hinaus werden Menschen mit Behinderung noch viel häufiger Opfer. Besonders erschütternd auch folgende Statistik: In 80 bis 90 Prozent der Fälle sind Kinder immer mitbetroffen, wenn ihre Mütter Opfer werden. Und dass die Kinder wiederum in vielen Fällen von ihren vermeintlichen Vorbildern lernen, kommt erschwerend hinzu.
In 2023 sind bundesweit 331 Menschen durch häusliche Gewalt ums Leben gekommen. Die Opfer waren zu über 80 Prozent weiblich. Die Zahlen von polizeilich registrierter häuslicher Gewalt steigen nahezu kontinuierlich an, in den letzten fünf Jahren um 19,5 Prozent; allein in 2023 war ein Anstieg um 6,5 Prozent zu verzeichnen. Auffallend ist auch ein starker Anstieg von Fällen unter Nutzung des Internets. Hier verzeichne man in den letzten fünf Jahren beispielsweise im Bereich des Stalkings einen Anstieg von 116 Prozent. Doch nach wie vor ist davon auszugehen, dass viele Taten der Polizei nicht gemeldet werden, etwa aus Angst oder Scham.
„Meppen kann stolz sein, über ein so großartiges Netzwerk unterschiedlicher Akteurinnen und Akteuren zu verfügen, die sich unermüdlich diesem Thema annehmen, ihm eine Stimme geben und sich dafür stark machen, dass sich Opfer häuslicher Gewalt niemals schämen sollten, denn die Schuld liegt nie beim Opfer, sondern immer beim Täter“, betonte Bürgermeister Knurbein.
Nähere Informationen sowie eine Übersicht der teilnehmende Geschäfte und Einrichtungen unter meppen.de/haeuslichegewalt.
Dem Arbeitskreis Häusliche Gewalt gehören an: Stadt Meppen, Landkreis Emsland, Diakonie Emsland – Bentheim, EFLE (Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück), EUTB Emsland (Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung), Kinderschutzbund Ortsverband Emsland-Mitte, SKM (Sozialdienst Katholischer Männer e. V.) – Ortsverband Meppen und Lingen, SKF (Sozialdienst Katholischer Frauen e. V.) – Ortsverband Meppen - Emsland Mitte, Männer Gegen Männergewalt ® Euregio e. V., Polizeikommissariat Meppen, Weisser Ring, Stiftung Opferhilfe Niedersachsen.